OZARK STAFFEL 4

“Ozark”, Staffel 4  (c) Courtesy of Netflix
“Ozark”, Staffel 4 (c) Courtesy of Netflix

 

GQ-Magazin / 21. Januar 2022 / wie veröffentlicht

“Ozark” Staffel 4: Die Drogengeldwäsche läuft zum Finale hin zu Hochtouren auf

 

Die vierte und letzte Staffel der Emmy-prämierten Serie „Ozark“ endet nach der siebten Episode mit einem krassen Cliffhanger. Eine harte Geduldsprobe für Fans von Ruth Langmore und der Familie Byrde.

 

“Ozark” Staffel 4 ist ab dem 21. Januar bei Netflix verfügbar. Die folgende Rezension verzichtet weitestgehend auf Spoiler in der Haupthandlung.

 

Der Lake of the Ozarks im US-Bundesstaat Missouri ist so strahlend blau und glatt wie immer, doch unter der Oberfläche tobt ein brutaler Sturm: Auf einer Farm wird Heroin hergestellt, das FBI ermittelt wegen Geldwäsche und der Betreiber eines Casino-Bootes verbrennt ab und zu Leichen in einem Krematorium, das ebenfalls zu seinem kleinen ländlichen Imperium gehört. Soweit so gut. Die Fans von „Ozark“ wissen natürlich sofort, um was es geht – die beliebte Serie ist immerhin schon seit 2017 bei Netflix im Programm und ein echter Binge-Hit.

 

Jetzt geht die Geschichte der Familie Byrde in die letzte Runde – am 21. Januar erscheint der erste Teil mit sieben Episoden bei Netflix. Der Finanzberater Marty Byrde, seine Frau Wendy und die beiden Kids haben es immer wieder geschafft, mit klugen Strategien ihre Köpfe aus der Schlinge des Drogenkartells zu ziehen, doch andere Beteiligte, Freunde und Verwandte, mussten leider im Verlauf der Handlung ins Gras beißen. Die Serie von Bill Dubuque und Mark Williams ist berühmt für ihre Schonungslosigkeit – auch in der vorherigen Staffel sind wieder Figuren von der Spielfläche verschwunden und die letzte Episode endet buchstäblich mit einem lauten und blutigen Knall.

 

(c) Steve Dietl/Netflix © 2021Steve Dietl/Netflix
(c) Steve Dietl/Netflix © 2021Steve Dietl/Netflix

 

Alle Rollen werden neu sortiert

 

In Mexiko werden Wendy (Laura Linney) und Marty (Jason Bateman) bei einer Party mit ihrem neuen Aufgabengebiet vertraut gemacht. Kartellboss Navarro (Félix Solis) hofft auf einen Deal mit dem FBI, den die Byrdes zusammen mit Special Agent Maya Miller (Jessica Frances Dukes) einfädeln sollen. Ruth Langmore (Julia Garner) verfolgt inzwischen andere Pläne und kauft von ihrem Geld ein heruntergekommenes Motel.

 

Kaum sind Wendy und Marty wieder in den USA, taucht der Privatdetektiv Mel Sattem (Adam Rothenberg) auf, der nach Helen Pierce sucht und plötzlich überall herumschnüffelt. „Ist versuchter Mord kein Grund für Hausarrest“, meint Wendy, als herauskommt, dass Jonah (Skylar Gaertner) die Kartell-Anwältin mit einem Schrottgewehr bedroht hat. Der 14-Jährige ist nur noch selten zu Hause; er beginnt (ganz wie der Vater) in größerem Stil Geld zu waschen. Allerdings nicht für seine eigene Familie, was selbstverständlich wieder zu neuen Konflikten führt. Marty kann trotzdem nicht verhehlen, wie stolz er auf seinen begabten Sprössling ist. Während normale Teenager in diesem Alter Pickel bekommen und Games zocken, richtet Jonah weltweit Offshore-Accounts über eine selbst programmierte Software ein.

 

Javier Elizondro (gespielt von Alfonso Herrera), ein Familienmitglied des Navarro-Kartells, erscheint im Kasino, um zu überprüfen, ob die Byrdes die Befehle seines Onkels erfüllen. Serienneuzugang „Javi“ ist ein Haudegen mit einer gewalttätigen Aura, der bald zur Eskalation des Geschehens beitragen wird. In weiteren Rollen sind außerdem wieder Sofia Hublitz (als Charlotte Byrde), Charlie Tahan (als Wyatt Langmore) und Lisa Emery (als Darlene Snell) zu sehen.

 

Ein heftiges Ende

 

Die vierte Staffel von Showrunner Chris Mundy ist etwas humorvoller geraten als die Staffel zuvor: Es gibt mehr schwarzen Humor und mehr flapsige Sprüche – vor allem die von der Emmy-Preisträgerin Julia Garner wieder großartig gespielte Ruth Langmore ist in absoluter Hochform. Die Byrdes fädeln eine Menge an neuen Businessdeals ein, mit frischen korrupten Ideen – die Gespräche, die dazu geführt werden, sind immer brillant recherchiert und gut geschrieben. Manche Personen haben eine Entwicklung durch gemacht – so wird Wendy zum Beispiel immer rücksichtsloser und rachsüchtiger. Nur Marty ist so entspannt wie immer.

 

Das verblüffende an „Ozark“ ist, dass das Niveau der Drama-Serie fast immer gleichbleibend hoch ist – viele vergleichbare TV-Shows brechen irgendwann ein und wiederholen sich nur noch, doch „Ozark“ fühlt sich eher an wie ein langer Film, der etwas epischer ausgefallen ist. Trotzdem ist es gut, dass das verrückte Drama rund um die Familie Byrde langsam zu Ende geht. Sind die Produzenten klug, gibt es nämlich enormes Potential für „Spin-Offs“: Vor allem vielschichtige Charaktere wie Ruth Langmore oder Jonah Byrde eignen sich bestens für eigenständige Geschichten, welche die Handlung auf eine neue Ebene bringen könnten.

 

Ab der sechsten Episode spitzt sich die Handlung dramatisch zu: Deals werden vereinbart und platzen sofort wieder; Vereinbarungen werden nicht eingehalten und die Protagonisten können sich auf nichts mehr verlassen. Kenner der Serie wissen natürlich, dass immer in der letzten Folge etwas passiert, womit niemand gerechnet hat: Genau so ist es dieses Mal auch – die Fans werden sich die Augen reiben, so spannend sind die letzten Minuten der letzten Folge. Nun heißt es: Warten, warten, bis es endlich weiter geht. Aktuell steht allerdings noch kein Starttermin für die restlichen Folgen der letzten Staffel fest.

 

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